Unter Strom.
Auf Tour mit dem E-Mountainbike
Wasser ist nicht gleich Wasser, wissen die Churer. Sie haben Passugger. Seit nunmehr 400 Jahren zapfen sie ihr kostbares Nass ganz zuhinterst in der wild verträumten Rabiosa-Schlucht ab. Unweit der Mountainbike-Route 255 entspringt hier die sagenumwobene Theophil-Quelle. Ihretwegen haben wir diese Tour primär gewählt. Wir wollten dem Weg des Wassers folgen und ahnten nicht, dass wir dabei eine Besonderheit entdecken würden.
Die 27 Kilometer lange Route 255 beginnt sehr abwechslungsreich. Entlang stummer Zeitzeugen führt sie an der autofreien (aber velofreundlichen), historischen Altstadt vorbei zur rauschenden Plessur am gleichnamigen Quai. Noch ein kurzer Abschnitt entlang der Bahnstrasse nach Arosa und schon sind die Biker inmitten der Natur. Über Stock und Stein preschen sie den wenig frequentierten Weg am Waldrand entlang, bis sie letztlich das üppige Blätterdach verschluckt. Angenehm ist die Kühle, die sie nun begrüsst. Nur wenige Sonnenstrahlen schaffen es durch das dichte Laubwerk; werfen vereinzelt Lichtflecken auf den Boden. Über knorrige Wurzeln führt ein kleiner Weg immer tiefer in den Wald. Das Grün wird dichter und undurchdringlicher. Höher werden die Baumriesen, die nun anstelle des Löwenzahns Spalier stehen.
Die Rabiosa-Schlucht liegt zwar nicht auf der Route 255, aber ein kurzer Abstecher bis zur Trinkhalle lohnt sich auf jeden Fall, denn dort entfaltet sich die unbändige Rabiosa-Schlucht in ihrer vollen Pracht. Unter der Brücke fällt das Wasser so ungestüm in die Tiefe, als wäre es ein Teenager in den verrücktesten Jahren. Indessen geht es oben an der sagenumwobenen Theophil-Quelle viel gemächlicher zu. Ein Fussweg führt zu einem der fünf Passugger-Quellstollen, aus denen seit 400 Jahren Trinkwasser gewonnen wird. Hier wird das kostbare Nass gesammelt und über unterirdische Leitungen zur Abfüllanlage der Allegra Passugger Mineralquellen AG geführt. Den magischen Ursprung schmeckt man, sind wir uns bei unserer späteren Rast einig. Doch sei diese erst verdient...
Ab dem Kurhaus Passugg, einem Relikt aus längst vergangenen Zeiten, folgen wir dem Polenweg nach Churwalden zum eigentlichen Aufstieg. 1'000 Höhenmeter sind zu meistern, also wechseln wir vom Standard- auf den Eco-Modus, um auf der sicheren Seite zu sein, so dass die Batterie der E-Mountainbikes problemlos bis nach Brambrüesch reicht. Wir sind überrascht, wie schnell und vergleichsweise einfach wir so die Höhenmeter bewältigen und genießen den Blick auf die Lenzerheidner Bergwelt.
Als sich schliesslich das Tal vor uns öffnet, ist das "Gipfelziel" beinahe in Reichweite. In der «Bergbaiz Brambrüesch» werden wir bereits mit einem liebevoll gedeckten Tisch freudig erwartet und mit Bündner Spezialitäten belohnt. Wir lassen den abwechslungsreichen Aufstieg nochmals Revue passieren und sind uns einig: Das hat sich gelohnt! Dabei – so wissen wir - steht das Beste noch bevor!
Anstelle der genussvollen Abfahrt auf der offiziellen Route 255 entscheiden wir uns für eine der Freeride-Strecken des «Alpenbikeparks Chur» vor, die seit den MTB Schweizermeisterschaften 2009 stetig ausgebaut wurden. Schliesslich wollen wir den grosszügigen Federweg und das breite Profil der Stollenpneus richtig auskosten. Wir wählen die einfachste, blau markierte Route und lassen zum krönenden Abschluss mit knackigen Singletrails, flowigen Anliegerkurven und als Option sogar Steilwandkurven und Sprüngen die Pulse höher schlagen.
Fotos: Jean-Luc Grossmann für Spot Magazine